Hi Leute,
ich möchte heute mal ein relativ viel diskutiertes Thema anbringen. Wer ist eigentlich mein Gegner im Crossfit? Ist jedes Workout eine Competition? Muss ich ständig meine Trainingspartner schlagen? Muss ich immer so hart trainieren, wie ich einen Wettkampf angehe?
Die Antwort ist echt paradox: jaein!
Viele, sogar sehr viele von uns haben diesen wettkämpferischen Spirit in sich. „Ja, ich will immer der Beste sein, ich muss alle anderen schlagen! Ich bin der König der Welt!“ Das kann ich extrem gut verstehen, ich erwisch mich ja selbst immer mal wieder bei solchen Gedankengängen und sie haben auch definitiv ihre Berechtigung. Wer diese Einstellung so gar nicht besitzt, der sollte nicht auf Wettkämpfe fahren, denn dort misst man sich zwangsläufig mit der externen Konkurrenz und sollte sie idealerweise schlagen. Das wäre ohne eine wettkämpferische Grundeinstellung ziemlich doof, oder nicht?
Nur sind Wettkämpfe nun mal der Ausnahmezustand. Sie stellen nur grob 1% eures Sportlerlebens dar. Zu 99% sind wir im Training und bereiten uns, unsere Körper und unsere Köpfe auf die Wettkämpfe vor. Crossfit brüstet sich oft damit, dass wir immer in den Wettkampf treten und das stimmt zu 100%. Nur mit wem ist die Frage!
Im Idealfall habt ihr einen oder mehrere Trainingspartner dabei und sich an ihnen im WOD zu orientieren pusht euch, kitzelt das letzte Bisschen aus euch heraus und hilft den inneren Schweinehund zu überwinden, um einen Rep mehr als euer Konkurrent zu schaffen. Versteh ich voll und ganz, aber euer Buddy ist irgendwann weg, vielleicht trainiert ihr irgendwann alleine, vielleicht seid ihr im Wettkampf so kaputt, dass ihr nur noch euch seht und den berühmten Tunnelblick an den Tag legt. Und was ist dann? Wer ist dann euer eigentlicher Gegner?
Exakt! Im Endeffekt seid ihr es, euer innerer Schweinehund, der schon nach den ersten Reps schreit: „Neeeeein! Hör auf ich kann/will nicht mehr!“ Darauf müsst ihr euch konzentrieren, denn das ist der Endgegner!
Es ist quasi wie bei Super Mario. Ihr überholt und besiegt die ganzen kleinen Schildkröten, Monster und whatsoever, aber ihr braucht am Ende auch noch genügend Power und Verstand um Wario zu besiegen und Peach zu retten, sonst müsst ihr einfach von vorne anfangen und kommt nicht wirklich vom Fleck!
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Die Schildkröten sind dabei sozusagen eure Trainingspartner, eure Gegner in den Wettkämpfen etc. Ihr könnt sie besiegen, das Letzte nochmal raus kitzeln und die letzten paar Reps mit schlechter Technik verkraftet ihr auch mal im Wettkampf, aber im Training solltet ihr wirklich mit Verstand an die Sache rangehen. Schraubt doch einfach mal einen Gang zurück, arbeitet eine ganze Weile an eurer Bewegungsausführung und euren Schwächen, um dann steil aus der Kurve zu kommen und Wario zu zeigen was eine Harke ist! Meiner Meinung nach macht es wenig Sinn 100% des Sportlerlebens auf Game Speed zu verbringen, wenn es auf deutlich weniger ausgelegt ist. So verraucht ihr nur eure Motivation und festigt evtl. vorhandene, ungünstige Bewegungsmuster statt sie abzustellen und so die Effizienz eurer Bewegungsabläufe zu erhöhen. Lacee Kovacs hat mal einem Freund von mir gesagt: „You become better at Crossfit by not doing Crossfit!“ Das kann ich so jetzt mal wieder nicht unterschreiben, aber die Grundmessage die er rüberbringen möchte ist dieselbe wie meine. Er bezieht sich hier nur meiner Meinung nach auf den Wettkampfaspekt des Crossfit. Aber Crossfit ist viel mehr als nur der Wettkampf, den ihr im Fernsehen seht. Crossfit ist nicht nur Rich Froning vs. Dan Bailey, Crossfit ist „Inclusive“, das heißt es umfasst im Endeffekt alles was ihr möchtet, so lange es „constantly varied, high intensity functional movement“ ist, was die zehn physical Skills trainiert und auf dem Grundsatz „Mechanics-Consistency-Intenisty“ aufbaut, habt ihr es mit CrossFit zu tun. (Eine Erklärung der Begriffe findet ihr auch in meinem Bietrag „Was ist eigentlich dieses CrossFit?“). Kovacs hat also durchaus recht, dass man nur besser wird, wenn man auch mal einen Gang zurück schraubt und eben auf den ersten Grundpfeiler „Mechanics“ , also eine korrekte und effiziente Bewegungsausführung, eingeht, bevor man über Consistency zu der hohen Intensität gelangt, die im Wettkampf ihren Spitzenwert erreicht. Also ran an die Arbeit, nehmt eure Schwächen, arbeitet daran und macht sie zu euren persönlichen Buddies! Den Schwächen nachzugeben und schlussendlich aufzuhören ist keine Option!
Ich weiß dass es tierisch schwer ist diese Dinge umzusetzen, weil es nichts Schöneres gibt als sich selbst so richtig aufzurauchen und am Ende als Gewinner dazustehen, aber am längeren Hebel sitzt ihr mit dem richtigen und intelligent eingesetzten Training, nicht mit High Speed at shitty technique!
Finish Strong!
Euer Art